Japanische Holzbrandkeramik
Der japanische Keramik - und Holzofenbrand Meister Masakazu Kusakabe (rechts) hielt einen mehrtägigen workshop über Holzbrandkeramik in der Werkstatt von Rupert Grottenthaler (links) in Nandelstadt ab.
Für den Brand im holzbefeuerten Ofen wird Steinzeug verwendet, dass bis 1300 Grad brennbar ist. Das Einräumen des Ofens entscheidet bereits über die späteren Ergebnisse. Je nachdem an welchen Platz im Ofen die Werkstücke stehen, zeigen sich verschiedene Oberflächen auf der Keramik. Man wird nach dem Brand den Verlauf des Feuers an den Stücken ablesen können, ebenso wie den Verlauf des Ascheanflugs.
Die Holzbrandeffekte nennt man in Japan Yohen. Diese werden in unterschiedliche Kategorien unterteilt, z.B. bezeichnet man Flammenspuren und Feuerfarben auf den Stücken als Hi-Iro, die in den Bereichen des Ofens auftreten, wo sich nur wenig Asche absetzt. Auch der Abstand zur Flammenquelle erzeugt unterschiedliche Flammenspuren.
Ascheanflugglasuren werden Shizenyu genannt. Auch hierbei können die unterschiedlichsten Oberflächen enstehen, je nachdem wo die Werkstücke im Ofen stehen und wie der Verlauf der Asche ist.
Das Wort "Koge" bezieht sich im japanischen auf verbranntes Essen. Im Holzbrand entstehen Kogeeffekte, wenn die Stücke direkt an der Feuerung stehen und unter der Glut des Holzes begraben werden.
Ich wollte einen Koge und einen Hi-Iro Effekt auf meinen Werkstücken erzielen.
Der Ofen wurde über vier Tage und Nächte mit Holz befeuert, bis er die Temperatur von 1200 Grad erreichte. Auch die Abkühlungsphase dauerte mehrere Tage.
Der noch völlig zugemauerte Ofen nach dem Brand.
Rupert Grottenthaler beginnt mit der Öffnung des Ofens.
Das Öffnen des zugemauerten Ofens war ein ganz besonderes Erlebnis. In Japan werden in manchen Keramikdörfern nur zweimal pro Jahr gebrannt, da diese Brände sehr aufwendig sind. Die Ofenöffnung wird dann auch entsprechen im ganzen Dorf gefeiert. Auch wir waren in Feierstimmung und sehr gespannt auf die Ergebnisse unserer Mühen.
Die ersten Stücke werden sichtbar, die Spannung steigt.
Der erste Blick in die Ofenkammer ist wie ein Blick in einen Kosmos.
Wir waren alle sehr gespannt, was sich in dieser speziellen Atmosphäre des Ofen ereignet hatte.
Blick in die vordere Ofenkammer.
Der Ofen ist geöffnet und die Werkstücke werden nun vorsichtig herausgehoben. Jedes Werkstück wird genau betrachtet und bewertet: der Verlauf der Flammen, der Ascheanflug ect.. Spurensuche.
Der Ofen wird vorsichtig ausgeräumt, die Werkstücke begutachtet.
Poesie aus dem Feuer: Eine wunderbare Holzbrandkeramik, an der deutlich die Flammenspuren (rot) ihren Abdruck auf dem Gefäß hinterlassen haben. Ein besonders schönes Hi-Iro ist entstanden. "Yohen" bezeichnet die Schönheit, die im Holzbrand entsteht. Übersetzt würde es heißen "von Feuer verändert". An den Gefäßen lassen sich die Spuren des Feuers und der Aschen ablesen, die Yohen-Effekte: den Weg der Flammen durch den Ofen, die Stellen der sich abgelagerten Aschen, die feinen Kristalle, die sich zu Ascheglasuren formen. Daher ist jedes Stück vom Feuer geformt und einzigartig, nicht reproduzierbar.
In dem Buch von "Holzbrand - Geheimnisse japanischer Meister" von Masakazu Kusakabe und Marc Lancet wird es so beschrieben:
"......Können Sie sich den Tanz der Atmosphäre vorstellen? Manche dieser Farben entsehen nur in dieser Atmosphäre ähnlich der im Weltraum: frei von Sauerstoff. Mit Erfahrung kann man diesen Effekten nachspüren und merkt, wie alles zusammenkommt - Das Streicheln der Flamme, die leise, wie Schnee rieselnde Asche, die galaktische Leere ohen Sauerstoff."
Interessant sind auch die entstandenen Oberflächen und "Glasuren" bei den Hilfsmitteln. Ein Abbild kosmischer Elemente.
Meine zwei "Felsendosen" aus dem Holzbrandofen.
Das linke Gefäß zeigt Spuren der Flammen und Ascheablagerungen und hatte in der Ofenkammer gestanden. Deutlich sind die Hi-Iro Effekte zu sehen. Das rechte Gefäß hatte direkt an der Feuerungssstelle des Ofens gestanden und zeigt Kogeeffekte. An diesem haben sich besonders
viele Aschen abgelagert und sind miteinander verschmolzen, man spricht von Vulkanisierung.
In den Elementen ist dabei eine einzigartige, steinartige Oberfläche entstanden.
Holzbrand 2019
Auch in diesem Jahr hatte ich wieder die wunderbare Gelegenheit bei Rupert Grottenthaler einige Arbeiten im Holzbrand mit brennen zu lassen.
Der Brand dauerte drei Tage und Nächte, die Ofentemperatur musste auf über 1200 Grad Celsius gebracht werden. Nach mehreren Tagen der Abkühlung wurde ausgeräumt.
Auf dem Gelände der Keramikwerkstatt, waren allerhand interessante Objekte zu sehen. "Ausrangierte" Gefäße, die aussahen, als stünden sie schon einige Jahrhunderte dort.
Das Gelände mit all den Objekten und Tieren
Manche Arbeiten waren durch den Brand zusammengeschmolzen. Der skulpturale Charakter hatte seinen ganz besonderen Reiz: Das Feuer hatte Löcher in die Gefäße gefressen. Gefäße waren mit den Ofenplatten verschmolzen. Die hohen Temperaturen an der Feuerungsöffnung des Ofens hatte auch zu Erosionen der Gefäße geführt, als seien sie Jahrhunderte alt. Das Feuer als Zeitraffer.
Auch eines meiner Gefäße das unterhalb der Feuerung stand, war auf die Platte verschmolzen. Rupert musste diese Gefäße mit der Flex raus schneiden:
Nach dreistündigen Ausräumen des Ofens sind wir durchgefroren, aber sehr zufrieden mit den Ergebnissen.